Diskontierung

Posted by admin on November 17, 2014
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Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Diskontierung und der Berechnung des Zinsänderungsrisikos

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Die von der Aufsicht vorgegebenen Verfahren zur Diskontierung versicherungstechnischer Rückstellungen und zur Berechnung des entsprechenden Zinsänderungsrisikos sind nicht validierbar und deshalb nicht ohne Zweifel. Außerdem sind die Verfahren für den ORSA (bzw. FLAOR) nicht geeignet, da sie sich nicht explizit auf Zinsszenarien beziehen. Jedoch gibt es ein alternatives Verfahren auf Basis eines standardisierten Investmentprozesses. Dieses Verfahren ist nicht nur validierbar, sondern kann auch ohne weiteres im ORSA angewendet werden und liefert darüber hinaus noch vorteilhaftere Ergebnisse.

Herausforderungen

Die Diskontierung langfristiger Verbindlichkeiten von Lebensversicherern mit Hilfe der extrapolierten Zinsstrukturkurve wirkt wie ein gewaltiger Hebel auf die Eigenmittelausstattung der Versicherer. Ebenso verhält es sich mit dem damit einhergehenden Zinsänderungsrisiko, das als Schock auf die Zinsstrukturkurve abgebildet wird und auch als Hebel auf die Eigenmittelanforderungen wirkt.

Im Rahmen der Säule 1 werden die Verfahren zur Extrapolation der Zinsstrukturkurve (Smith Wilson-Verfahren) und zur Berechnung des Zinsänderungsrisikos (Zinsschock) festgelegt. Für den extrapolierten Teil der Zinsstrukturkurve fehlen jedoch Marktdaten zur Validierung der Verfahren. Entsprechend gibt es Zweifel an der Angemessenheit der Verfahren, die nicht ausgeräumt werden können.

Vor diesem Problem stehen nicht nur die Aufsicht, sondern auch die Versicherer. Will ein Versicherer das standardmäßige Verfahren zur Berechnung des Zinsänderungsrisikos durch ein internes Modell ersetzten, so fehlen ihm ebenso die Marktdaten zur vollständigen Validierung seines Modells.

Außerdem müssen im Rahmen des ORSA alle Versicherer neben den standardmäßig vorgegebenen Zinsänderungsrisikos in Form eines Schocks auch andere materielle Zinsrisiken bewerten – beispielsweise eine länger andauernde Niedrigzinsphase. In der Regel werden dabei die Risiken anhand von Szenarioanalysen bewertet. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie ein Stress-Zinsszenario in eine gestresste Zinsstrukturkurve übergeleitet werden kann.

Lösungsansätze

Als Alternative zu den von der Aufsicht vorgegebenen Verfahren kann ein standardisierter Investmentprozess betrachtet werden. Das Extrapolationsmodell bildet in diesem Fall die Renditen des Investmentprozesses ab. Da der Investmentprozess auf Basis historischer Marktdaten reproduziert werden kann, ist damit auch eine Validierung des Modells möglich. Als Input braucht das Extrapolationsmodell die zukünftig erwarteten Marktzinsen. Dort liegt auch das Zinsänderungsrisiko, was in Form von ungünstigen Erwartungen dargestellt und mit dem Modell auch quantifiziert werden kann.

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