EIOPA Stress Test 2014

Posted by admin on Dezember 01, 2014
Themen

Ergebnisse auf den ersten Blick alarmierend

.

Die Europäische Versicherungs- und Pensionskassenaufsicht (EIOPA) hat die Ergebnisse des Insurance Stress Test 2014 veröffentlicht. Demnach würden 24% der Versicherungen unter einem Japan-Szenario die Solvency II-Anforderungen nicht erfüllen können. Jedoch heißt es genauer auf die getesteten Szenarien hinzuschauen. Entscheiden ist dabei die Zinsstrukturkurve. Sie setzt sich aus einem beobachtbaren und einem theoretischen Teil zusammen. Letzterer ist höchst spekulativ und deshalb ist der Test auch kritisch zu sehen.

Selbst ohne ein Japan-Szenario würden 14% der Versicherungsunternehmen die Solvency II-Anforderungen nicht erfüllen. Jedoch machen die betroffenen Unternehmen nur einen Marktanteil von 3% aus. In einem Japan-Szenario wären es bereits 25% der Versicherungen. Die Niedrigzinsphase frisst sich also von den kleineren zu den größeren Versicherungen durch. Das Japan-Szenario besagt, dass die Niedrigzinsphase länger anhalten würde (ca. 5 Jahre) und die Zinsen sich langsamer erholen sowie langfristig ein niedrigeres Niveau erreichen würden.

Während eine längere Niedrigzinsphase anhand der Entwicklung der Zinsen in Japan nachvollzogen werden kann, sind die Annahmen über eine langsamere Erholung und insbesondere über ein langfristig niedrigeres Zinsniveau spekulativ. Das liegt insbesondere daran, dass das Modell zur Berechnung des hinteren Teils der Zinsstrukturkurve nicht empirisch belegbar ist. Außerdem müsste bei der Herleitung der Zinsstrukturkurve grundsätzlich von ökonomischen Überlegungen ausgegangen werden. Jedoch hat die EIOPA ihre Herleitung nicht veröffentlicht. Auch deshalb sind die in der Zinsstrukturkurve enthaltenen ökonomischen Aussagen kritisch zu hinterfragen: So wurde im Japan-Szenario ein langfristiges Zinsniveau von unter 2,5% angesetzt – in dem normalen Szenario sind es dagegen 4,2%. Dabei setzt sich das Zinsniveau aus dem langfristig erwarteten Wirtschaftswachstum und der Inflationsrate zusammen. Außerdem wurde eine sehr langsame Erholung angesetzt. Bespielweise wird im Japan-Szenario ein kurzfristiger Zinssatz von 2% erst nach 11 Jahren erreicht – im normalen Szenario sind es nur 5 Jahre – oder rechnen die Europäische Aufsichtsorgane hinsichtlich der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung mit dem schlimmsten und wollen es nicht offen zugeben sondern nur deren Auswirkungen testen?

Es ist daher schon längst überfällig, dass die derzeitige Methode zur Bestimmung der Zinsstrukturkurve kritisch diskutiert wird. Die EIOPA hat dazu eine öffentliche Konsultation gestartet, deren Ergebnisse noch ausstehen. Auf jeden Fall sollte die Zinsstrukturkurve aus ökonomischen Überlegungen abgeleitet sein und die Berechnung der Kurve empirisch nachprüfbar sein.

 

Zurück

 

Comments are closed.